In den 90er Jahren besuchte Friedemann Wutzler ein internationales Gospelfestival mit Gospelkünstlern aus den USA. »Die Energie und Authentizität der Leute, ihre Kraft und Freude berührten mich«, berichtet er. Seither haben sich die Eltern zweier Söhne der Gospelmusik verschrieben, halten Workshops in ganz Deutschland. Die Resonanz ist groß, die Leute sind begeistert, kommen immer wieder. Eine von ihnen ist Martina aus Hof. Von der Atmosphäre beim internationalen Festival Gospelholydays, welches ebenfalls von Carmen und Friedemann Wutzler initiiert wurde, war die 55-Jährige so angetan, dass sie unbedingt auch in Dresden dabei sein wollte. Dass ihr musikalischer Weg sie zum Gospel geführt hat, ist für die Wutzlers nicht selbstverständlich. »Wir sind einfach unheimlich dankbar dafür, dass wir diese Musik machen können. Ohne den Mauerfall wäre dies nie möglich gewesen.« Gospel ist für die beiden Klage und Lob Gottes zugleich. »Ich verstehe mich nicht nur als Musikerin oder Chorleiterin, sondern auch als Predigerin«, so Carmen Wutzler. »Ich möchte Menschen zu Gott hinführen. Auch wer schon seit Jahren in die Kirche geht, hat oft keine persönliche
Beziehung zu Gott. Aber: Mit Gospelmusik lassen sich Herzen öffnen.« Ihr Mann fügt hinzu: »Wir wollen den Leuten die Chance geben, auch mal aus sich herauszugehen.« Wenn Carmen Wutzler dann darum bittet, aufzustehen, werden auch verhaltene Menschen wach. Mit einem Mal klatschen alle, bewegen ihre Hüften und öffnen ihre Münder weit, um der Stimme die ganze Kraft zu verleihen. Die Energie der Chorleiterin ist auf den Chor übergesprungen.
Beim Agnus Dei, dem »Lamb of God«, spürt man: Dieser Teil der Messe ist den beiden Musikern besonders wichtig. Sie sagen dazu: »Der äußeren Freiheit geht die innere voran. Grenzen zu überwinden ist immer wieder Thema in unserem Leben. Dazu brauchen wir aber die Bereitschaft, zu vergeben.
Gott hilft uns dabei.« Jetzt weiß man auch, woher das Ehepaar die unglaubliche Energie für ihre Arbeit nimmt: aus ihrem Glauben.
Mit freundlicher Genehmigung von DER SONNTAG ©