Presse - DER SONNTAG, 9.11.2014

Geschenkte Freiheit

Uraufführung: Am 9. November erklingt die Gospelmesse »Give God Glory« von Friedemann Wutzler in Dresden

  

DER SONNTAG, 9. November 2014

Mit dem Mauerfall öffnete sich für das Kirchenmusiker-Paar Carmen und Friedemann Wutzler nicht nur politisch, sondern auch musikalisch eine Grenze. Sie entdeckten ihre Liebe zur Gospelmusik.

Von Astrid Döge

Mit scheinbar unaufhörlicher Energie bewegt sich Carmen Wutzler auf der Bühne. Sie hüpft, schwingt ihren Körper im Rhythmus der Musik, gestikuliert, spielt mit ihrer Stimme. Die kleine Frau mit den langen braunen Haaren studiert die Songs mit dem Chor nicht einfach nur ein, sie lebt sie mit ihnen. Workshop-Teilnehmerin Janie aus Dresden meint dazu: »Die Frau ist eine Energie-Granate, sie könnte ein ganzes Fußballstadion füllen. Man fragt sich: Wo kriegt sie ihre Power her?«
Letzten Sonnabend wurde in Dresden die neue Gospelmesse »Give God Glory« von Carmen Wutzlers Ehemann Friedemann eingeübt. Der Komponist
begleitete die Probe am Piano. Rund 100 Männer und Frauen aus ganz Deutschland im Alter zwischen 10 und 70 Jahren kamen zusammen. Am 9. November um 18 Uhr wird die Messe in der Martin-Luther-Kirche in Dresden-Neustadt von Gospelflavours & friends uraufgeführt. Die 100 Teilnehmer des Workshops werden dabei als großer Chor mitwirken. Der Termin des Konzertes ist bewusst gewählt. Mit der Uraufführung der Messe am 25. Jahrestag des Mauerfalls, wollen die Wutzlers »einen Blick zurückwerfen auf die Umwälzungen, die damals geschehen sind und Gott Dank sagen«. Friedemann Wutzler hat hierzu bewusste Anspielungen in die Texte der einzelnen Songs aufgenommen. Das erste Stück »Our help, Unsere Hilfe« bekennt: »Herr, du schenkst Freiheit, stellst meine Füße auf weiten Raum.« Und im Segenslied heißt es: »Segen, der uns hält ganz fest, der die Mauern fallen lässt. Der uns Freiheit gibt und sagt: Wir sind geliebt.« Das Ehepaar studierte zu DDR-Zeiten Kirchenmusik.

In den 90er Jahren besuchte Friedemann Wutzler ein internationales Gospelfestival mit Gospelkünstlern aus den USA. »Die Energie und Authentizität der Leute, ihre Kraft und Freude berührten mich«, berichtet er. Seither haben sich die Eltern zweier Söhne der Gospelmusik verschrieben, halten Workshops in ganz Deutschland. Die Resonanz ist groß, die Leute sind begeistert, kommen immer wieder. Eine von ihnen ist Martina aus Hof. Von der Atmosphäre beim internationalen Festival Gospelholydays, welches ebenfalls von Carmen und Friedemann Wutzler initiiert wurde, war die 55-Jährige so angetan, dass sie unbedingt auch in Dresden dabei sein wollte. Dass ihr musikalischer Weg sie zum Gospel geführt hat, ist für die Wutzlers nicht selbstverständlich. »Wir sind einfach unheimlich dankbar dafür, dass wir diese Musik machen können. Ohne den Mauerfall wäre dies nie möglich gewesen.« Gospel ist für die beiden Klage und Lob Gottes zugleich. »Ich verstehe mich nicht nur als Musikerin oder Chorleiterin, sondern auch als Predigerin«, so Carmen Wutzler. »Ich möchte Menschen zu Gott hinführen. Auch wer schon seit Jahren in die Kirche geht, hat oft keine persönliche
Beziehung zu Gott. Aber: Mit Gospelmusik lassen sich Herzen öffnen.« Ihr Mann fügt hinzu: »Wir wollen den Leuten die Chance geben, auch mal aus sich herauszugehen.« Wenn Carmen Wutzler dann darum bittet, aufzustehen, werden auch verhaltene Menschen wach. Mit einem Mal klatschen alle, bewegen ihre Hüften und öffnen ihre Münder weit, um der Stimme die ganze Kraft zu verleihen. Die Energie der Chorleiterin ist auf den Chor übergesprungen.
Beim Agnus Dei, dem »Lamb of God«, spürt man: Dieser Teil der Messe ist den beiden Musikern besonders wichtig. Sie sagen dazu: »Der äußeren Freiheit geht die innere voran. Grenzen zu überwinden ist immer wieder Thema in unserem Leben. Dazu brauchen wir aber die Bereitschaft, zu vergeben.
Gott hilft uns dabei.« Jetzt weiß man auch, woher das Ehepaar die unglaubliche Energie für ihre Arbeit nimmt: aus ihrem Glauben.

Mit freundlicher Genehmigung von DER SONNTAG ©

Presse - DER SONNTAG, 15.01.2012

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von Andreas Roth

DER SONNTAG © 15. Januar 2012